In Dänemark feiern wir Weihnachten am Heiligabend. Dieser Abend ist der Höhepunkt nach Wochen voller Vorbereitungen und Weihnachtsstimmung und ganz klar der wichtigste Feiertag des Jahres. Wie Heiligabend gefeiert wird, ist von Familie zu Familie unterschiedlich, vom Essen bis zum Zeitpunkt, an dem man um den Baum tanzt oder die Geschenke auspackt. Ich habe fünf Freunde gefragt und festgestellt, dass wir alle unsere ganz eigenen Traditionen haben. Um es übersichtlich zu halten, erzähle ich hier einfach, wie wir Heiligabend in meiner Familie feiern.
Manche holen den Weihnachtsbaum schon Anfang Dezember ins Haus, andere warten bis zum Sonntag vor Weihnachten. Bei uns kommt der Baum erst am 23. Dezember, was viele als ziemlich spät empfinden. Sobald er steht, schmücken wir ihn mit alten Kugeln und Dekorationen, die meisten noch aus meiner Kindheit mit meiner Schwester, und legen die Geschenke darunter. Am 24. Dezember lassen wir es ruhig angehen, essen Konfekt, æbleskiver und Kekse, schauen fern und lassen den Tag langsam vergehen.
Am späten Nachmittag gehen wir in die Kirche und besuchen den Weihnachtsgottesdienst, mehr aus Tradition als aus religiöser Überzeugung. Die meisten Dänen sind nicht besonders religiös, und für meine Familie ist Weihnachten eigentlich die einzige Zeit im Jahr, in der wir in die Kirche gehen.
Zurück zu Hause ist es Zeit für das Weihnachtsessen. In meiner Familie gibt es meistens Gans oder Ente, dazu brunede kartofler und eine kräftige braune Soße. Die Gans wird mit gewürfeltem Apfel und Orange gefüllt, und manchmal servieren wir zusätzlich Äpfel mit rotem Johannisbeergelee.
Meine Mutter macht außerdem einen Waldorfsalat nach dem Rezept meiner verstorbenen Großmutter. Er gehört schon so lange zu unserem Weihnachtsessen, dass ich erst vor Kurzem erfahren habe, dass er eigentlich gar nicht aus Dänemark stammt, sondern aus den USA. Der Salat ist nach dem Waldorf Astoria Hotel in New York benannt, wo er 1896 zum ersten Mal serviert wurde.
Zum Nachtisch gibt es Risalamande, ein Dessert aus Milchreis mit geschlagener Sahne, gehackten Mandeln und Vanille, serviert mit warmer Kirschsoße. Eine ganze Mandel wird untergemischt, und wer sie findet, bekommt die Mandelgave, das Mandelgeschenk.
Als mein Großvater noch lebte, tauchte er nach dem Essen als Weihnachtsmann verkleidet auf, mit einem Sack voller Geschenke. Während wir anderen versuchten, uns vom Essen zu erholen, zündete mein Vater die Kerzen am Weihnachtsbaum an. Echte Kerzen verwenden wir nur an Heiligabend. An den übrigen Tagen nutzen wir aus Sicherheitsgründen elektrische Lichter.
Danach tanzen wir um den Weihnachtsbaum. In meiner Familie singen wir drei bis fünf Weihnachtslieder und wechseln nach jedem Lied die Richtung, damit uns vom vielen Im Kreis gehen nicht schwindelig wird. Wenn wir fertig sind, packen wir die Geschenke aus, schicken Weihnachtsgrüße an Freunde und essen noch ein bisschen Konfekt, bevor wir ins Bett gehen.